im
Raum
des
Wissens


Weg 2

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Aktivität verändert



Aktivität lässt sich daran erkennen, dass etwas geschieht. Etwas verändert sich. Aktivität liegt zwischen den verschiedenen feststehenden Zuständen.

Aktivität stellt den Gegenpol zum Wissen dar. Wie dieses kann sie deshalb nie völlig rein auftreten, sondern steht immer im Zusammenhang mit ihm.

Bezeichnen wir mit „Wissen“ etwas, das Bestand hat, so ist Aktivität flüchtig. Sie lässt sich eigentlich nicht selbst greifen, sondern nur an ihrer Wirkung erkennen, der Veränderung, dem Wechsel der Form. Wollen wir dennoch versuchen, dem Wesen der Aktivität näher zu kommen, lösen sich alle trennenden Grenzen mehr und mehr auf. Wir geraten immer tiefer in das Dazwischen, werden hin und her gerissen zwischen Sein und Nicht-Sein. Reines Vibrieren, grenzenloses Strahlen: das Ende aller Dinge – und ihr Anfang: das ist Aktivität.

Doch natürlich hat alles, was wir mit „Aktivität“ bezeichnen, schon eine gewisse Gestalt. Konkrete Aktivität ist mehr als jenes reine Prinzip, weil ihr Elemente des Wissens beigefügt sind – aber weniger, weil durch diese Vermischung die alles durchdringende Aktivität auf eine mehr oder weniger beschränkte Wirkung reduziert und kanalisiert wird.

Nur so lässt sich Aktivität begreifen. Das bedeutet, dass jede mögliche Darstellung nur bestimmte Aspekte herausgreifen kann. Sie mag manchmal genau treffen, in anderen Situationen aber völlig daneben liegen. Keine Form kann Aktivität ganz fassen.

Dennoch ist Aktivität genau das, was zur Formung, zur Herausbildung einer Gestalt, drängt. In ihr ist schöpferische Kraft am Wirken. Die zum ausgebildeten Wissen werden will. Und andererseits muss Wissen als ihr Ursprung angesehen werden. Zwischen diesem und dem Ergebnis vermittelt sie: sie macht den Unterschied und überbrückt ihn. Sie trennt und vereint.

Bildung einer Gestalt ist In-Formation: Aktivität kann gesehen werden als Erzeugung oder Übertragung von Information. Dann ist „Information“ ein anderer Name für Wissen. Aktivität aber heißt dann „Kommunikation“.

Kommunikation ist grundsätzlich ein wechselseitiger Prozess – muss aber nicht immer als ein Austausch von Informationen zutage treten, sondern kann einseitig als ausschließlich nur in eine Richtung fließend erscheinen. Im Rahmen einer zeitlichen Analyse muss das sogar so sein. Doch im Raum des Wissens, um den es uns hier geht, ist eine derartige Betrachtungsweise nicht immer angebracht. Aktivität ist nicht gebunden an diesen Rahmen.

Betrachten wir sie als Ausdruck kreativer Kraft, dann gilt das aus der Mechanik bekannte Prinzip, nach dem jede Kraft gleich ihrer Gegenkraft ist: das Geschaffene gestaltet mit seinem Werden auch seinen Schöpfer. Es wirkt auf ihn zurück – nicht nachträglich, sondern im selben Akt, sozusagen „gleichzeitig“.

Information entsteht dann, wenn sie wirkt, also etwas verändert. Nichts wird dabei übertragen. Die verbindende Aktivität betrifft beide, den Sender wie auch den Empfänger. Deshalb kann die Richtung gelegentlich umgedreht werden. Das kommt auf den Bezugsrahmen an, den wir anlegen. Keiner ist besonders und von unausweichlicher Gültigkeit. Auch wenn jeder so gesehen werden kann – dann nämlich, wenn wir nur ihn sehen.

Jede Aktivität existiert nur im Raum des Wissens und ist eingebunden in seine Strukturen. Sie bildet sie. Sie schafft Entfernung und überbrückt sie. Sie ist das Licht, das alle Geschichten erzählt, die es liebevoll erfindet. Dabei wird sie selbst Geschichte. Sie wird Wissen.