im
Raum
des
Wissens


Weg 8

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Sphären sind unendlich



Die Sphäre ist der im Raum des Wissens ausgebreitete Aspekt einer Gestalt. Sie kann nichts anderes enthalten als diese. So gibt es von ihr aus gesehen nichts, was anders ist, auch kein Außen, von dem sie sich abgrenzt. Sie ist unendlich.

In einer unendlichen Sphäre gibt es kein Außen – und damit eigentlich auch kein Innen, weil dieses nur im Gegensatz zu jenem möglich wäre. So existiert im unendlichen Raum ohne ein Außen nicht mehr und nicht weniger als das grenzenlose absolute All.

Der Raum des Wissens aber umfasst alle Sphären, die sich in ihm durchdringen. Deshalb ist es in ihm auch möglich, von verschiedenen Sphären zu sprechen und sie zu erkunden – auch in ihrer allgemeinen, allen gemeinsamen Form: ihrer Gestalt.

Indem wir das tun, verliert die jeweilige Sphäre ihre Absolutheit. Wir erkennen, dass es andere neben ihr gibt mit gleichen allgemeinen Eigenschaften und demselben Anspruch auf Absolutheit. Und wir können jetzt sagen, dass ihre Einheitlichkeit dadurch bewahrt bleibt, dass Andersartiges – das es ja nur von ihr aus gesehen gar nicht gab – ausgeschlossen wird. Wo das nicht vollständig möglich ist, wird es eingehüllt in Bekanntes – und bleibt dadurch selbst draußen. Nichts kann von außen eindringen. Es muss transformiert werden – und ist dann nichts Fremdes mehr: alles, was geschieht, sind interne Prozesse. Dass sie sozusagen von außen angeregt werden, kann von innen gesehen keine Rolle spielen.

Dies ist die Situation, in der wir uns immer wieder befinden. Wir betrachten alles von einem bestimmten Standpunkt aus, interpretieren alles im vertrauten Kontext – und merken es gar nicht. Warum sollten wir annehmen, in einer Sphäre zu stecken und womöglich versuchen, sie zu verlassen? Was sollte es anderes geben, das wir nicht zumindest im Prinzip erkennen könnten?

Selbst dann, wenn wir einräumen, dass es noch Unbekanntes gibt, haben wir schon einen Platz dafür. Wir können es einordnen, seine groben Züge sind uns bekannt. Es tatsächlich kennen zu lernen, scheint so kaum der Mühe wert zu sein. Bestenfalls noch als Bestätigung oder Widerlegung einer möglichen Variante, einer Ergänzung oder Erweiterung unseres Wissens, die aber grundsätzlich nichts ändern wird – dessen sind wir uns ganz sicher.

Vertrautheit macht vieles einfacher, Fremdes verwirrt leicht. Aber manchmal ist nicht länger zu verdrängen, dass wir hinaus müssen aus unserer ehemaligen Idylle. Sie ist längst verkommen zu einem finsteren Loch, in dem wir zu ersticken drohen – und mit uns alles andere. Dieses Andere gilt es zu durchdringen mit dem Licht der Erkenntnis. Verstehen erlöst von Fremdheit, macht alles wieder einfach und erneuert so unsere Fähigkeit, angemessen zu agieren. Wir befinden uns wieder in einem wohlgeordneten unendlichen einheitlichen Kosmos – und waren eigentlich nie woanders.