Wissen lenkt das Handeln. Wer den Weg nicht weiß, verfehlt meist das Ziel. Und wer nicht mal weiß, dass es erreichbare lohnende Ziele gibt, geht gar nicht erst los.
Jegliches Lernen wäre sinnlos, wenn mit dem erworbenen Wissen nichts anzufangen wäre.
Wissen ist das, was den Weg weist. Es steht fest und ändert sich nicht. Die Formen und Gestalten, die es annimmt, bleiben immer gleich. Sie haben bestanden und werden bestehen ewig und überall: ihre Sphären sind unendlich.
In diesem Sinne stellen auch in den Wissenschaften erforschte (Natur-)Gesetze Gestalten des Wissens dar. Sie fassen Geschehen zusammen und machen es begreifbar. Mit ihrer Hilfe kann Vergangenes analysiert und Zukünftiges vorhergesagt werden. Natürlich sind dabei Grenzen gesetzt, weil jedes Wissen weit davon entfernt ist, vollständig zu sein. Aber dort, wo genügend Erfahrung gesammelt wurde, und Theorien, Formeln und Modelle als gesichert gelten, gibt es keinen Zweifel daran, dass alles sich verhält wie erwartet und berechnet.
Dabei ist völlig unwichtig, wie etwas oder jemand dazu gebracht wird, sich entsprechend zu verhalten. Je zuverlässiger die Messungen und Beobachtungen mit den Berechnungen übereinstimmen, desto kleiner wird der Spielraum, den wir den beteiligten Akteuren eingestehen. Im Prinzip bleibt ihnen keinerlei selbständige Entscheidung: sie müssen bedingungslos den Naturgesetzen folgen. Diese sind die wahren Akteure, die Quelle jeder Aktivität.
Diese vor allem durch die Erfolge der Mechanik gestützte Vorstellung ist auch heute noch weit verbreitet – obwohl sie viele Fragen offen lässt und nicht wirklich in Einklang zu bringen ist mit unbezweifelbaren Tatsachen. Das wahrscheinlich größte Problem ist ihre Starrheit. Sie lässt keinen Raum für Variationen, Alternativen und Entscheidungen. Die ganze Welt wird zu einem einzigen großen Uhrwerk. Auch der Mensch verkümmert zu einem unselbständigen Rädchen im Getriebe. Alles ist festgelegt und geht seinen unausweichlichen Gang.
Ein solcher Automatismus ist zwar einerseits das Ideal vieler Wissenschaften, garantiert er doch uneingeschränkte Berechenbarkeit – andererseits widerspricht er total der eigentlichen Intention von Wissenschaft: wenn es keinen Spielraum für Entscheidungen gäbe, wäre ein Erforschen der Zusammenhänge völlig sinnlos, weil man sowieso nichts ändern könnte. Wissenschaft setzt den Glauben an die Macht von Wissen voraus.
Wissen, das etwas bewegt, kann nicht abgeschlossen sein, ist nie fertig. Sein Raum bietet genügend Platz – auch neuem. Dieses entsteht aus vorhandenem, scheint dadurch jenes zu verdrängen – öffnet aber eigentlich nur einen neuen Horizont. Seine Sphäre lässt alles in anderem Licht erscheinen. Neue Gestalten treten hervor und können sich realisieren durch neue Aktivitäten.
Im Raum des Wissens durchdringen sich alle Sphären: sie liegen weder beziehungslos aufgereiht in einer Linie, noch stoßen und reiben sie sich aneinander. Miteinander agierend und kommunizierend schaffen sie neues Wissen. Und reformieren den Raum, der sie umfasst.
Die Formen, in denen Wissen sich manifestiert, seine Gestalten, existieren nur, wenn sie aktiv werden. Sie müssen ihre Eigenheiten, ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten darstellen – im Austausch mit anderen. So ist der Raum des Wissens erfüllt von strahlender kreativer Aktivität.